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MUL.MUL, die sieben Götter, die größen Götter

Quelle Bild: B.L. van der Waerden: Erwachende Wissenschaft, Bd. II.
Birkhäuser Verlag Basel, 1980, S. 96

Ein Grüppchen lichtschwächerer Sterne, die zarten, funkelnden Diamanten ähneln, gehört zu den am frühesten benannten Sterne. Die älteste Name in Zweistromland war MUL.MUL. Das Wort MUL bedeutet Stern, MUL.MUL "viele Sterne". Man nannte sie auch Sieben Götter, die größe Götter oder Siebengestirn. Dieses Grüppchen lässt sich leicht am Himmel finden.

Nach dem babylonischen Schöpfungsepos stellte Marduk für jeden Monat drei Sterne an den Himmel, MUL.MUL gehörten zum zweiten Monat. Der erste Monat fing im Februar/April an.

MUL.MUL findet sich in Listen von 1100 v. Chr.; nicht so »is li-e«, die Kinnlade des Stiers, etwa unsere Hyaden.

Nach dem MUL.APIN gibt es ein Großes Kalenderjahr (das Jahr erhält einen zusätzlichen Monat), wenn am 3. Tag des ersten Monats der Mond bei MUL.MUL steht.

Ein spätakkadischer Mythos
über die Siebengottheit und den Mond

Die Götter Sin, Ischtar und Šamaš (Vater Mond mit seinem Zwillingkinder Venus und Sonne) versuchen Anteil an der Macht des Gottes Anu zu erlangen.

Dieser sendet daraufhin seine Kinder, die Siebengottheit, gegen Sin aus, die diesen umzingeln und blockieren.

Erst durch das Eingreifen Enkis wird er befreit.


Zwei Rollsiegel mit dem achtstrahligen Stern, Mondsichel und die Sieben Götter.
Die Kleidung des Menschen unterhalb des achtstrahligen Stern auf den unteren Bild ähnelt diejenige des oberen Bild rechts von Mondsichel

Gott, Könige und MUL.MUL

Der assyrische Gott (7. Jhr v. Chr.) weist zu die drei Götter Sin (Mond), MUL.MUL (Siebengestirn, Plejaden) und die achtstrahlige Ishtar (Venus).
Der mit Hörnern und Federn versehene Hut ist ein Zeichen der Göttlichkeit.
Der Keule in dem linker Hand zeicht die Würde des assyrischen Gott an. Er steht auf dem Rücken eines geflügelten Tier mit Horn.
Ist er Assur (Marduk) oder ein der höchsten Himmelsgötter wie Anu oder Enlil?
Hinter ihn die Flügelsonne (Gott Assur), der Gott weist zu die drei Götter Sin (Mond), MUL.MUL und die achtstrahlige Ishtar.
Assur, 7. Jhr v. Chr. (Höhe 47 cm)
Vorderasiatische Museum, Berlin

Der babylonische König wurde oft mit einer geflügelten Sonne (ähnlich wie in Persien) abgebildet und auch mit der Mondsichel, dem Siebengestirn (MUL.MUL) und der achtstrahlige NIN.DAR.AN.NA (Venus).

In Museen sind mehrere menschgroße Darstellungen von Königen mit göttlichen Symbolen und mit dem Trio "Abendsichel, Plejaden und Venus"

.

Hinter dem Kopf eines babylonischen Königs sind Mul.mul, Sichel und Nin.dar.anna (Venus) abgebildet.
Vor ihm die geflügelte Sonne und andere Götter.
Adadnirari III, Sohn von Sjamsi-Adad V, regierte 809-782 v. Chr.,
http://cojs.org/cojswiki/Image:Tel_Al_Rimah_Stele.jpg
Nationalmuseum Irak

Vor dem babylonischen Königs sind die geflügelte Sonne und die Sichel abgebildet.
Hinter ihm die achtstrahlige Nin.dar.anna (Venus), Mul.mul (das Siebengestirn) und andere Götter.

MUL.MUL und Kinnlade des Stiers

Nach Aufgang von MUL.MUL erschien ein helle orangefarbene Stern mit einer deutlichen Sternengruppe. Sie erhielten den Namen «is li-e», Kinnlade des Stiers. MUL.MUL wurde zugeordnet zum Sternbild Stier und auch .... (Haarbüschel) genannt.

Nach viel späteren griechischen Darstellung ist der rötliche Stern das Auge des Stiers (Aldebaran). Die breite Sternengruppe zwischen Aldebaran und MUL.MUL, das Gebiet der Kinnlade des Stiers, nannten die Griechen Hyaden (und auch Regengestirn).

MUL.MUL und der zweite Monat, der Stiermonat

LUGAL-GUSISU (sumerisch dLugal-gu4-si-su/sa, auch Lugal-gusisa, Gusisu) ist ein sumerischer Gott in den aus frühdynastischer Zeit stammenden Götterlisten von Nippur. Der Name bedeutet "Herr, der die Stiere führt".

In der alten sumerischen Stadt Nippur hieß der zweite Monat (zwischen März und Mai) »Herr, der die Stiere führt«, LUGAL-GUSISU. Viele altbabylonische Stadtkalender nennen den zweiten Monat Stiermonat.

In der Mitte Deutschlands werden die Plejaden etwa am 1.7. am noch dunklen Morgenhimmel wieder sichtbar (Konjunktion Sonne – Plejaden am 20.5.). In Griechenland ist die Dämmerung kürzer und der Neuaufstieg fängt früher an. In Babylon, noch südlicher, sind die Plejaden schon ab etwa 8.6. vor der Morgenröte sichtbar.

1500 v. Chr. war die Sonne bereits am 15.3. bei den Plejaden (Berechnung Jean Meeus). Ihr Neuaufstieg fand ebenfalls gut zwei Monate früher statt, MUL.MUL wurde in Babylon Anfang April wieder vor Sonnenaufgang sichtbar.

Im MUL.APIN wird das Sternbild GU.AN.NA (Himmelsstier) erwähnt. Die Sterne, die nach MUL.MUL aufgehen, erhielten den Namen des zweiten Monats.

Griekse Plèiades

In den ältesten Schriften der Griechen werden Plèiades und Hyades genannt. Die griechischen Dichter Homer und Hesiod erwähnten die Plejaden, den Stier wurde jedoch nicht genannt.

In »Werke und Tage« von Hesiod (ca. 725 v. Chr.) heißt es: »Beginne mit dem Mähen beim Neuaufstieg der Plejaden, den Töchtern des Atlas, und beginne mit dem Pflügen, wenn sie verschwinden. Nach 40 Nächten und Tagen erscheinen die Plejaden wieder beim Wetzen der eisernen Sichel.«

Ihre Ankunft am Morgenhimmel kündigte den Landwirten und den Seefahrern den Beginn der heißen Jahreszeit an; wenn sie verschwand vom Morgenhimmel, ließen die rauen Winde nicht mehr lange auf sich warten.

Aratos zufolge waren die Plejaden deswegen so berühmt, weil der Obergott Zeus ihnen diese sog. Signalfunktion verliehen hatte.

Mehrere Namen wie Peleiades, Peleias, Pleias und die poetischere Form Plèiades waren in Gebrauch. Plèiades oder Pleiádes bedeutet Staub, Mehl (von pleious, mehrere).

Über die sieben Schwestern entstanden verschiedene Geschichten. Aratos gab diesen Sternen die Namen der sieben Töchter des Atlas und meldete, das von alters her die Rede von sieben Sternen war, obwohl nur sechs zu sehen sind. Eines dieser Himmelsmädchen ist nicht mit einem Gott, sondern mit einem König verheiratet, worüber es sich so sehr schämt, dass es sich nicht blicken lässt.

Ein Jahrhundert später teilte Hipparch mit, dass in einer hellen, mondlosen Nacht nicht nur diese sechs, sondern auch noch viele schwächere Sternchen ausgemacht werden können.

Erst spätere griechische Astronomen, wie Geminos von Rhodos (50 n. Chr.) und Ptolemäus, rechneten die Plejaden zum Stier hinzu. Die Plejaden befinden sich im Rücken des Stieres.

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