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Die zwei Tierkreisbilder Zwillinge und Schütze stehen am Himmel einander

gegenüber. Um die Weihnachtszeit leuchten Kastor und Pollux (der hellere

Kopfstern) die ganze Nacht über. Am Tag beschreiben Sonne und Schütze zusammen

einen niedrigen Himmelsbogen.

Zwillinge und Schütze – Vereinigung und Auseinandersetzung

Von allen Tierkreissternen haben die deutlich sichtbaren Sterne Kastor und Pollux die beste Position am Himmel. Zur Zeit der dunkelsten Tage des Jahres sind sie die ganze Nacht über sichtbar. Während der Abenddämmerung werden tief am nordöstlichen Himmel zwei Sterne sichtbar, die fast senkrecht übereinander stehen, wobei der obere etwas mehr links steht. Diese beiden Sterne scheinen recht abgesondert von den anderen helleren Sternen und bilden ein deutliches Paar. Dieses Sternenpaar wurde in den ältesten assyrischen Texten um 1100 v. Chr. «Mas.tab.ba.gal.gal» genannt, was übersetzt «die großen Zwillinge» heißt.

Die Griechen übernahmen die meisten assyrischen Namen: an ihrem Himmel gab es die «Didumoi», was «doppelt» oder «Zwillinge» bedeutet. Der Dichter Aratus schrieb in dem berühmten Lehrgedicht Phainomena (etwa 270 v. Chr.) relativ wenig über die Didumoi, er benannte einmal aber die Köpfe der Zwillinge. Das auffällige Sternenpaar war bei ihm Teil einer größeren Gruppe mit dem Namen Didumoi. Bei Ptolemaeus trugen die zwei hellleuchtenden Sterne in den Köpfen die Namen der Halbbrüder Apollo und Herakles (etwa 150 n. Chr.). Die Didumoi wurden von den Griechen auch mit Amphion und seinem Zwillingsbruder Zethus oder mit Triptolemus und Jasion identifiziert. Das Sternenpaar hat erst auffällig spät die auch uns heute bekannten Namen der unzertrennlichen griechischen Helden Kastor und Pollux erhalten.

Es gibt unterschiedliche Mythen über den sterblichen Königssohn Kastor und dem unsterblichen Pollux, einen Sohn von Zeus. In einer Version hat Leda, die Königin von Sparta, ihre eigenen Zwillinge Kastor und Klytämnestra gemeinsam mit den Götterkindern Pollux und Helena erzogen. Die Heldenjünglinge zogen von einem Abenteuer zum nächsten und als Kastor während eines Gefechtes starb, flehte Pollux: «Lass mich mit ihm sterben!» Aus Mitleid gestattete Zeus ihm, dass er mit Kastor abwechselnd im Himmel und im Reich der Schatten sein würde. Viele griechischen Mythen enden damit, dass Zeus den Helden einen Platz am Himmel zuwies.

Ob mit dem ursprünglichen «Mas.tab.ba.gal.gal» auch eine Mythe von der über den Tod hinausgehenden Eintracht und Brüderlichkeit verbunden ist, bleibt eine Frage. Für die Sternbeobachter sind die Mythen lehrreich, da sich darin kleinere und größere Zusammenhänge zeigen. Das griechische Wort «Pollux» bedeutet «viel Licht». Beim Emporsteigen der Zwillinge aus dem Nebel erscheint der untere Kopfstern, der Pollux heißt, heller als Kastor. Pollux hat eine zart gelbliche Farbe. Der Gottessohn leuchtet intensiver und folgt den Königssohn nach. Parallel zu den beiden Kopfsternen (rechts davon) befindet sich eine Reihe von Sternen, die die Füße der Zwillinge markieren. Diese befinden sich auf dem Milchweg – die Helden waren ja viel unterwegs. Die fröhlichen und kräftigen jungen Männer steigen recht lange Zeit (während etwa 8 Stunden) und ändern dabei allmählich ihre Haltung. Sie erreichen im Süden eine Stellung, wie sie in der Abbildung gezeigt wird.

Schauen Sie in der Weihnachtszeit um Mitternacht hoch in den Süden, sehen Sie dort die leuchtenden Freunde glücklich vereinigt. Beim Absteigen bleibt das Sternenpaar noch lange sichtbar, auch wenn ihre Füße und Körper schon längst im Nebel verschwunden sind. Während der Weihnachtszeit gehen beim Untergang der Zwillinge die Sonne und der unsichtbare Schütze auf.

Beim Schützen gibt es zwei Wesen in einem Körper: Der Pferdmensch hat einen energischen, tierischen Unterleib und einen männlichen Oberleib. Der Schütze legt konzentriert und gezielt einen Pfeil an. Ober- oder Unterleib sind in einer kräftigen Auseinandersetzung. Die überlieferten mythologischen Bilder Zwillinge und Schütze zeigen zwei so verschiedene Arten von Verhalten (Vereinigung und Auseinandersetzung) – am Himmel stehen sie einander gegenüber.

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